Silverpearl Congress Center & Spa
Das "Silver Pearl Congresscenter & Spa" ist das Zentrum für ■ ART GOES HEILIGENDAMM. Auf dem Gelände am Stadthafen in Rostock, Am Strande 6 hat raumlabor_berlin eine temporäre multifunktionale Installation errichtet. Sie spielt auf die Selbstdarstellung des Kempinski Heiligendamm – „Die weiße Perle“ – an, in dem der diesjährige G8-Gipfel stattfindet. Es gibt auch tatsächlich ein Kurhaus, eine Badeanstalt, einen Golfplatz, komfortable Schlummersuiten mit Meerblick, internationale Kunst und einen Sicherheitszaun. Allerdings ist das Silver Pearl im Gegensatz zur weißen Perle ein Ort für öffentliche Gespräche, Vorträge und Reflektion über die großen Themen der Globalisierung und die lokalen Geschehnisse. Hier ist Raum für Filme und Talkshows, für Diskussion, Essen und Begegnung. Hier darf man das, was man zur gleichen Zeit in Heiligendamm nicht darf: seine Meinung kundtun, am Zaun demonstrieren und entspannen. Hier werden auch die aktuellen Geschehnisse des Tages unter dem Programmpunkt „Harvest“ täglich ab 22 Uhr zusammengefasst und gesendet.
Das Silver Pearl Congresscenter & Spa ist das Herz von ■ ART GOES HEILIGENDAMM, es ist der Ort künstlerischer Intervention. „Kunst ist nicht die Schweiz“, sagt Benjamin Foerster-Baldenius, darstellender Architekt der Gruppe raumlabor_berlin. Die Architektur der Silver Pearl setzt sich zusammen aus mehreren mobilen Räumen, die die Berliner Gruppe für unterschiedliche Projekte in der Vergangenheit entworfen hat: „Sternenschleifer“ heißt das klingende Planetarium im Wohnwagen, das Namen gebend als silberne Perle über dem Gebäudeensemble thront.
raumlabor_berlin ist eine interdisziplinär arbeitende Gruppe für Architektur und Städtebau in der Benjamin Foerster-Baldenius, Matthias Rick, Andrea Hofmann, Axel Timm, für die Entwicklung der Silver Pearl beteiligt sind. Projektbezogen arbeiten die Mitglieder mit SpezialistInnen anderer Professionen zusammen, für das Silver Pearl mit der Bühnenbildnerin Nicole Riegel. Sie verstehen sich als ein Wissens- und Ressourcenpool. Neben Architekturaufgaben setzt sich die Gruppe auch mit Landschaftsarchitektur, Gestaltung des öffentlichen Raumes und künstlerischen Installationen auseinander. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und auf zahlreichen Ausstellungen u.a. auf der Biennale Venedig für Architektur 2004 und 2006 präsentiert. www.raumlabor-berlin.de
Künstlerische Interventionen
Asylum Container … Thorbjørn Reuter Christiansen, Berlin/Kopenhagen
„Ich denke es ist die Aufgabe der Künstler die Nationalstaaten aufzulösen, weil diese eine Inklusion und Exklusion schaffen. Mir wäre lieber, wenn ein Organ wie die Vereinten Nationen die nationalstaatliche Rolle übernehmen würde. Ich finde auch, dass Konzerne strenger kontrolliert werden sollten, von internationalen Organen wie der UNO. So könnte die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte verhindert werden und neue Wege zur Verbesserung der Umwelt gefunden werden. Kunst kann mit unkonventionellen Mitteln versuchen den ersten Schritt in Richtung humaner Globalisierung zu machen.“ Die Installation „Asylbox“ ist ein Teil des „Asylum Project“ (2003-2006). Die Box ist Kunstobjekt, Politikum und Industrieprodukt zugleich – und hat genau die Ausmaße, die nach Meinung der Bundesregierung für die Unterbringung eines Asylsuchenden ausreicht. Während einem Hund eine Fläche von neun bis zwölf Quadratmetern als Lebensraum zugestanden werden, stehen einem Asylsuchenden 4,5 Quadratmeter zu. Zahlreiche Asylsuchende flohen vor dieser Situation in den Selbstmord. Eine Liste mit ihren Namen in der Asylbox erinnert an sie. mehr >>
Soziale Geräusche G8 Heiligendamm … Judith Siegmund, Berlin
Anlässlich des G8 – Gipfels lud die in Berlin lebende Künstlerin Judith Siegmund BewohnerInnen rund um Heiligendamm ein, kurze Gespräche mit ihr über Globalisierung, Erwartungen an den Gipfel und an die G8 Kritik zu führen. Die Interviews geben einen Einblick in die Ansichten und Stimmungen über politische und soziale Entwicklungen im Postsozialismus. Das Ergebnis ihrer Recherche wurde als Installation in der Videohalle der Silver Pearl in Rostock gezeigt. „G-8-Gipfel und Gegengipfel stellen eine interessante Situation in Rostock und Heiligendamm her: Gruppen, die sich sonst nicht begegnen, treffen unausweichlich aufeinander. Auch Art Goes Heiligendamm bringt Menschen nach Rostock - die international agierenden Künstler. Auf diese einmalige Situation des Zusammentreffens gehe ich ein in dem Video Soziale Geräusche G 8 Heiligendamm. Ich interviewte im Vorfeld der Ausstellung 19 Bewohner aus Rostock und der Umgebung von Heiligendamm zu den Umständen und Themen des G-8-Gipfels. Vor der Kamera befragte ich sie, was sie über Inhalte des Gipfeltreffens denken und über die Kritik der Gipfelgegner. Die vielfältigen Berichte und Statements zeige ich geordnet in acht thematischen Abschnitten: Der Zaun, Die Region, Der Ort, Sicherheit, Globalisierung, Armut, Geld und Demokratie. Unter anderem geht es mir darum, regionale Perspektiven in den globalen Kontext der Kunst einzuschleusen.“ Judith Siegmund
Soziale Geräusche G8 wurden ferner an folgenden Orten präsentiert:
I.) Vortrag und Screening an der Uni Oldenburg am 24. Januar 2008
www.uni-oldenburg.de/presse/mit/2008/027.html
II.) Interview im Radio Friese Bremen: www.podster.de/episode/428856
III.) Und hier ein Life-Interview zum Film in einer Sendung des freien
Radios in Halle am 12. Oktober 2007 (unter Nr. 188)
www.podster.de/view/319/episodes
IV.) Screening und Diskussion im zakk Klubraum in Bremen am 23. Januar 2008
V.) Screening und Diskussion im Kunstraum uqbar
Montag, 15.10.2007 - 19 Uhr
Kneippness/Safeness … chitrakarkhana (Shaina Anand, Ashok Sukuraman), Bombay
Überwachungskameras bilden eine versteckte Architektur unserer Städte und stehen für Abschreckung, Voyeurismus und Kontrolle. Für das Projekt 'Kneipness' installiert die Künstlerin öffentlich vier Überwachungskameras auf dem Gelände von ART GOES HEILIGENDAMM. An vier Standorten werden die Überwachungsbilder im 5 Sekundenwechsel projeziert, unterbrochen von Zufallsaufnahmen, die die Künstler zuvor von Sicherheitsanlagen in Heiligendamm, entlang des Zaunes und in Rostock gedreht haben. Der Titel spielt mit dem therapeutischen Benefit einer 'Kneip-kur' und dem Wellnessversprechen des Kempinski Resorts in Heiligendamm. Mehr über das Projekt Kneippness/Safeness
LIVESTREAMS und die ÜBERWACHUNGSSITUATION vor Ort sind hier zu sehen.
Time notes- Fundbüro für verlorene Zeit, Gustavo Romano, Buenos Aires
Gustavo Romano hat Geldscheine entwickelt, deren Währung Zeiteinheiten sind. Für Art goes Heiligendamm eröffnete der Künstler ein Fundbüro für verlorene Zeit, in dem man seine persönliche verlorene Lebenszeit in Zeitscheine eintauschen konnte. Zum Abschluß des Projektes ließ dre Künstler als 'Time Release' äquivalente Zeitscheine an roten Luftballons in den Himmel steigen. In der Videohalle dokumentiert ein Video seine performative Arbeit 'Time Notes' der Singapoor Biennale. Im August 2006 ging er über die Orchard Road, der wichtigsten Einkaufsstraße Singapurs, und 'verlor' solche Scheine - also Zeit. Besuch im Fundbüro für verlorene Zeit,
Postkartengrüße von anderen Mauern | Grenzen | Gipfeln
■ ART GOES HEILIGENDAMM stellt 12 Litfaßsäulen im öffentlichen Raum auf, die einerseits Wegmarken zwischen den unterschiedlichen Bespielungsorten bilden, aber auch eine Installation im Stadtraum bilden. Sie tragen künstlerische Werke in den öffentlichen Raum, die sonst nur einem Kunstpublikum vorbehalten sind. Es werden Einzelarbeiten sein oder Narrative in der Ästhetik von Kontaktbögen.
Sebastian BoleschSusan MeiselasKlaus MettigKatharina SieverdingMartha RoslerBringing the War Home … Martha Rosler, New York
In Kooperation mit der Sammlung Falckenberg
Die in Brooklyn, New York geborene und lebende Künstlerin Martha Rosler beschäftigt sich mit sozialen Sachverhalten und arbeitet primär mit Bildern und Texten. Bringing the war home sind Fotocollagen aus Alltagsmotiven mit Dokumenten aus Ereignissen kriegerischer Weltgeschichte in der Ästhetik von Magazin-ausrissen.
Sebastian Bolesch, Berlin
Seine Arbeit führt den in Berlin lebende Fotografen Sebastian Bolesch auf Reisen zu den Kindersoldaten in den Kongo, auf den Spuren von Kinderarbeit in den südindischen Bundesstaat Tamil Nadu, in Flüchtlingslager in Afghanistan. 1998 begleitet es ein Team der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in der Region um Bahr El Ghazal begleitet, um die Hungertragödie in einem Zentrum für unterernährte Kinder zu dokumentieren. Für seine Dokumentationen und Fotografien erhielt er zahlreiche Preise.
Susan Meiselas, New York
"Fotografie sollte Dinge dokumentieren. Vielleicht erzählen Fotos eine Art Wahrheit über den Augenblick, den sie festhalten. Aber ist das Wahrheit genug?"
Susan Meiselas graduierte an der Harvard University und ist seit 1976 bei Magnum New York vertreten. Ihre Arbeiten waren in Paris, Madrid, Amsterdam, London, Los Angeles, Chicago und New York zu sehen und erhielten vielfache Auszeichnungen, darunter die Robert Capa Gold Medal for “outstanding courage and reporting”, den Leica Award for Excellence, den Hasselblad Foundation Photography Preis; 1992 erhielt sie den MacArthur Fellow.
Kai Wiedenhöfer, Berlin
Der Fotograf Kai Wiedenhöfer, geboren 1966 in Schwenningen am Neckar, studierte Photojournalismus an der Folkwangschule Essen und Arabisch in Damaskus. Seit 1989 ist der Nahe Osten sein Arbeitsschwerpunkt. Für seine Arbeit wurde er mit Preisen ausgezeichnet wie der Leica Medal of Excellence, Alexia Grant für Weltfrieden und Verständigung, World Press Awards und den Eugene Smith Grant in Humanistischer Photographie. Im Steidl-Verlag sind seine Bücher Perfect Peace – the Palestinians from Intifada to Intifada und The Wall 2007 erschienen.
Katharina Sieverding, Düsseldorf
Mit ihren Werken legt die Künstlerin die dominierenden Konflikte unserer Zeit frei und formuliert sie im Gestus des Widerstands. Die politische Dimension ihres Werkes hat so bis heute nichts von ihrer virulenten Kraft eingebüßt. Ihre kritische Reaktion auf herrschende gesellschaftliche Zustände, die sie immer in der Sprache der Kunst formuliert, geriet mit Bildern wie „Schlachtfeld Deutschland“ oder „Deutschland wird deutscher“ gar zum Skandal.
Insbesondere mit ihren großformatigen Fotoarbeiten hat Katharina Sieverding das künstlerische Potential der Fotografie revolutioniert. Sie gilt als Pionierin der Fotokunst.
Katharina Sieverding lehrt seit 1992 als Professorin für Visual Culture Studies an der Universität der Künste Berlin ist sowie in Asien, USA und Osteuropa.
Klaus Mettig, Düsseldorf
"Don’t be left behind" ist der Titel der großformatigen Panorama-Fotografie, die Klaus Mettig aus seinem gleichnamigen aktuellen Buchprojekt präsentiert. Die Bilder stehen für jeweils eine von fünf urbanen Regionen des mittleren und fernen Ostens, die Klaus Mettig in den vergangenen Jahren besuchte.
Julian Röder, Berlin zeigt Dokumentationen anderer Gipfel (Evian). 1981 in Erfurt geborene Künstler erhielt für seine Arbeiten u.a. Auszeichnungen des World Press Photo Foundation, den Kodak Nachwuchsförderpreis und Deutschen Jugendfotopreis sowie und ist Juniormitglied bei Ostkreuz. In seiner Serie dokumentiert Röder die Demonstration der Globalisierungsgegner rund um den Weltwirtschaftsgipfel von Genua 2001. Diesem brisanten Thema nähert er sich mit ungewöhnlicher Zurückhaltung an. Der Betrachter bekommt nicht diejenigen präsentiert, gegen die sich der Protest konkret richtet, sondern das Drumherum, in manchen Bildern könnte der Standpunkt des Fotografen der Standpunkt eines Beteiligten sein: Ganz nah dran. In anderen Bildern ist wiederum eine gewisse Distanz zu spüren.
G.M.B. Akash, Bangladesch, Hamburg
Der vielfach ausgezeichnete Fotograf aus Bangladesch, Jahrgang 1977, erhält derzeit Schutz der Hamburger Stiftung politisch Verfolgter. In seinen Serien zeigt Akash Bilder über Kinderarbeit und vom Leben auf den Müllhalden. Kinderarbeit ist in Bangladesch kein neues Phänomen, 17,5 Prozent der Kinder zwischen 5 und 15 Jahren sind mit wirtschaftlichen Aktivitäten beschäftigt. Daneben bestreiten ganze Familien Ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von ‚Bhangari’ - Kleinteilen aus dem Abfall. Für seine Arbeit Child labour in Bangladesh erhielt Akash den 2. Preis des UNICEF FOTO DES JAHRES 2007.
www.gmb-akash.com
Larry Sultan, San Francisco Der 1946 in New York City geborene Fotograf zeigt erstmals Arbeiten seiner neuen Serie „Day Laborers“. Seit mehr als 30 Jahren erforscht er die Grenzen der Dokumentarfotogafie. Sultan studierte an der University of California und am San Francisco Art Institute, heute ist er Professor für Kunst am California College of Arts and Craft und lebt und arbeitet in Marin County in Kalifornien. Seine Arbeiten wurden unter anderem im San Francisco Museum of Modern Art, der Corcoran Gallery of Art in Washington DC und im Museum of Modern Art in New York, dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt sowie dem Haus der Kunst München präsentiert.
Stephen Gill, London
Seit 1997 arbeitet Stephen Gill als freier Fotograf und konzentriert sich auf die Londoner Hackney Thematik. Seine Arbeit hybridisiert zwischen Dokumentar- und Konzeptfotografie. Seine Fotos erscheinen regelmäßig in den internationalen Magazinen Guardian Weekend, I-D, Granta, The New York Times Magazine, Tank, The Telegraph Magazine, The Observer, Le Monde, Blind Spot und Colors. http://www.stephengill.co.uk/index2.htm
Jules Spinatsch, Zürich - Temporary discomfort
Der 1964 geborene Schweizer besucht als Künstler das World Economic Forum in Davos und New York von 2001 – 2003 sowie die G8-Gipfel in Genua, Evian bzw. Genf. Er ist nicht interessiert am Oberflächenreiz oder den Eyecatchern der Strassenschlachten und Tumulte oder dem Händeschütteln von Staatsmännern, vielmehr legt er die Architekturen der Medienereignisse bloß, in dem er einen Schritt zurücktritt. Seine Sicht auf die Gipfel bezeichnet er als „spekulative Rekonstruktion“. Seine Bilder vermitteln Zonen temporären Unbehagens, das Warten auf das große Ereignis und die Bedingungen medialer Bildproduktion. Spinatsch Bilder geben das Unheimliche dieser Treffen zu erkennen. www.jules-spinatsch.ch
Franz Ackermann, Berlin
Der Maler Franz Ackermann zeigt eine Posteredition DIN A0, die schachbrettartig auf die Litfaßsäule aufgebracht ist.
Wichtigstes Erfahrungsmoment und zentraler Reflexionsgegenstand seines Werks ist das Reisen. Dabei könnte die Gleichung „Reisen = Wirklichkeitsaneignung durch Bewegung“ als der Ausgangspunkt für sein Interesse an der Wahrnehmung fremder Kulturräume definiert werden. Ackermanns großformatige Ölgemälde sind dabei weniger mimetisches Abbild des in der „Bewegung“ Erlebten und Gesehenen. Vielmehr muten seine Werke wie eruptive, verdichtete Wirklichkeitsfragmente an, die in suggestiven Formen und explodierenden Farben weniger vom Erlebten und Gesehenen erzählen, als vielmehr dieses mit Imaginiertem und Assoziiertem zu einem spannungsreichen malerischen Kaleidoskop amalgamieren.
Mobility at Heiligendamm
KEIN.TV Schnittstelle Protest und künstlerische Repräsentationsformen Kleinbus als Kunstmobil und Fernsehstudio … Multitude e.V., Florian Schneider, Susanne Lang in Kooperation mit slobodnakultura.org aus Belgrad, NOMAD theatre Wien u.a.
Ein Gipfel ist ein Spektakel, das von und für Medien veranstaltet wird. Weder Regierende noch Protestierende können sich dieser Logik entziehen, sondern sind, was auch immer sie tun, Teil einer monströsen Inszenierung. Herkömmliche Strategien von konstruktiver Kritik bis wütender Verweigerung laufen nicht ins Leere, sondern finden sich wieder als Teil einer alles verschlingenden Aufmerksamkeitsökonomie, die um die acht, angeblich mächtigsten Menschen dieser Welt kreist. KEIN.TV ist eine Parodie, im ursprünglichen Sinn des Wortes: ein verstellt gesungenes Lied, das die Mechanismen der medialen Inszenierung freilegt, in dem es sie verzerrt. Es geht dabei nicht um humoristische Effekte, sondern darum, der Allgemeinheit Zugang zum höfischen Theater der Regierungschefs zu verschaffen. Natürlich kann mit den bescheidenen Mitteln des Projektes der gigantische Medienapparat nicht imitiert werden. Es geht aber darum, aus der Not eine Tugend zu machen und zusammen mit MedienkünstlerInnen und MedienaktivistInnen aus aller Welt eine Berichterstattung von den Ereignissen in Heiligendamm zustande zu bringen, die über Internet leicht versetzt übertragen wird und in Kulturzentren, Museen, Galerien etc. aufgegriffen, ausgestellt und weiter gesendet werden kann.
Zur Verfügung steht ein Übertragungswagen, ausgestattet mit
- einer mobilen Breitband Internetverbindung, die in wenigen Minuten
- drei Videokameras, Audio- und Videomixer zur Live-Berichtersattung
- Schnitt- und Encodingrechner zur Bearbeitung des Videomaterial nah an Echtzeit
- diverse Antennen und Accesspoints, um adhoc W-LAN Netze anzubieten
- autonomer Stromversorgung u.a. durch zwei Solarpaneele
- mehrere Video-Projektoren zur Ausstrahlung vorbereiteter, aktuell übermittelter oder live produzierter Beiträge
kein talkKEIN PROGRAMM
-Spielfilmprogramm, Nachrichtensendungen, Talkshows, Daily Soaps, Schulfernsehen: Von der Übertragung von Workshops bis hin zu einer lokal produzierten Ausgabe des >Wörterbuch des Krieges< präsentiert und produziert KEIN TV unterschiedliche Beiträge. www.kein.tv
KEIN TV film open air: african cinema; "the love of cinema also means knowing what to do with
images that are really missing..." (serge daney)- bewegte bilder in schwarzweiss und farbe, aus dakar, johannesburg, kinshasa, paris, yaoundé, n'djamena, lagos, port-au-prince
KEIN TV Diskussion/Talk
Globale Bewegungsfreiheit gegen globale Apartheid mit Solange Kone, CADTM (Bündnis gegen Verschuldung), Elfenbeinküste; Maksym Butkevich; Noborder Kiew, Ukraine; Valery Alzaga; global SEIU (Gewerkschaft), USA/Mexico; Lawrence Liang, Alternative Law Forum, Bangalore, Indien; Sunny Omwenyeke, The Voice Africa Forum, Nigeria/Deutschland
Pirate Cinema zeigt bewegte Bilder, macht in Bewegung geratene Eigentumsverhältnisse sichtbar und schlägt eine Wiederaneignung des Kinos mit den Mitteln des dezentralen Datenaustauschs vor.
www.piratecinema.org
Fotoreportage … Osama Dawod, Kairo und Andreas Rost, Berlin
Osama Dawod
Osama Dawod Die beiden Fotografen erstellen zum G8 Gipfel eine Fotoreportage, in der sie die Globalisierungsthemen und Informationen rund um den G8 Gipfel einfangen und nach Kairo tragen. Der ägyptische Künstler wird ohne Presseausweis und ohne journalistische oder offizielle Sichtweise erzählen, was er erlebt.
Andreas Rost
Das in Rostock entstehende Projekt wird in Kairo parallel zur Ausstellung des Instituts für Auslandsbeziehungen - ifa zum Thema Fotoreportage, mit Werken von Barbara Klemm und Dr. Erich Salomon, in der Townhouse Gallery präsentiert werden. Das Konzept der Townhouse Gallery hat sich im Herzen von Kairos zentralem Mechanikerviertel in einer alten Garage etabliert und widmet sich neben internationalen zeitgenössischen Kunstprojekten und einem Open Studio als internationales Residency-Programm auch dem Engagement von sozialen Projekten. In Kooperation mit dem GI Kairo/ifa/The Townhouse Gallery Kairo.
Die Arbeit "G8 Treffen" von Andreas Rost wird im Rahmen von Vollendete Zukunft in der Galerie Parterre Berlin vom 05.03. - 06.04.2008 gezeigt. Vollendete Zukunft
Julian Röder
Kai Wiedenhöfer
Sebastian Bolesch
Vor Ort Reporterin ... Gesine Danckwart, Berlin
Gesine Danckwart, Regisseurin und Autorin, bespielt und thematisiert in ihren Arbeiten Orte im Spannungsfeld zwischen öffentlichem und privat dominierten, tabuisiertem, manipuliertem Raum. Sie verlagert die Frage nach Dominanz und Bestimmtwerden, und den Varianten eines subversiven Unterlaufens in die Struktur der Sprache. Das Überführen der Verkaufs und Newssprache, des politischen Oberflächendiskurses in eine Kunstsprache, Variation, ist Untersuchung und Versuch, eine Gegenposition zu denken und auszutesten. Gesine Danckwart wird in Zusammenarbeit mit Medien direkt und schnell von vor Ort schreiben und berichten. Aus dem gewonnenen Material werden Texte generiert für ein später und eine Nachbearbeitung. Diese Texte sollen in einem Theaterkontext aufgeführt werden.
Ich war dabei, Gesine Danckwarts Bericht im Hanse Anzeiger (pdf)
Stimmung auf dem Weg nach Rostock (pdf)
Heimat Heiligendamm … kroko, Hamburg
Jutta Konjer und Manfred Kroboth inszenieren sich gemeinsam mit ihrer Hündin Nike unter dem Namen kroko in skurrilen Posen vor Denkmälern im städtischen Raum, deren Pathosformeln und Deutungsmuster sie spielerisch wenden. Kroko wirft einen ebenso ironischen wie elegischen Blick auf unsere Kulturlandschaft, in der das Öffentliche entweder als das in Erz Gegossene oder als das scheinbar Immaterielle medialer Bilder auftritt. Das Werk entwickelt sich zur Selbst- und Weltbildkombination und erzählt ganz subjektive Heimatgeschichten. Für Art goes Heiligendamm inszenierten sich die Künstler im Vorfeld des G8 Treffens in Heiligendamm. Mit Titeln wie
"Der Neuanstrich, Hotel Niemandsland, Der große Sprung, Die ultimative Unterwanderung, Die verschlossenen Türen, Ein Licht geht auf... oder Die ungebetenen Gäste" nehemn sie zweideutig Bezug auf die Erwartungen an den Gipfel und ihrer Kritiker.
http://www.kroko.name/artgoes.html
G8 Gipfelmusik … Christian von Borries, Berlin
Im Kempinski Hotel Heiligendamm werden in diesem Frühjahr, bevor der Gipfel stattfindet, die Stimmen der acht Regierungschefs eingespielt sowie der Sound vergangener G8 Gipfel-Auseinandersetzungen. Das Wiederaufnehmen kombiniert das Ausgangsmaterial mit der spezifischen Akustik des Orts. So entsteht eine musikalische Reflektion über leere Worte und Kommunikationsprobleme angesichts einer Sprachen- und Interessenvielfalt. Eine zentrale Rolle spielt G8, ein vom menschlichen Ohr nicht mehr bewußt hörbarer hoher Ton. Die acht Stücke, die daraus entstehen, werden auf den Webseiten von indymedia und attac zum freien Download zur Verfügung gestellt. Eine CD-Produktion dient der weiteren Verbreitung, einmal an die Regierungschefs selbst (über deren Botschaften), dann an Radiostationen und die Medien - alles in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum G8-Gipfel selbst.
G8 summit Musik mp3 hier zum download.
Aktionen von Andreas Liebmann, Zürich und Jan van Loh, Berlin
Für „Powerpuppen - sprechen wir mal drüber“ werden lebensgroße Fotos der G8-Regierungschefs im öffentlichen Raum aufgestellt. Köpfe und Hände sind ausgeschnitten, so dass Passanten mit ihren eigenen Köpfen, Händen und Stimmen in die Rollen der Politiker schlüpfen und Lösungen für Welt- und Nebenprobleme vorschlagen können. In der Interaktion „Soziale Bewegung“ lässt Liebmann die Passanten Fragekarten aus einem Stapel ziehen und darüber diskutieren "Warum bist Du beim Gegen-Gipfel?" "Was ist Hoffnung"? Anschließend bittet er die GesprächspartnerInnen höflich, eine „soziale Bewegung“ auszuführen. Liebmann und van Loh planen auch ein interaktives Publikumsspiel zu Klimaverschiebungen und erklären dem rosa Hasen die Globalisierung. Ihre täglichen Erlebnisse präsentieren die Performer in abendlichen Talkshows, Doku-Konzerten und spontanen Ausstellungen. http://www.powerpuppen.blogspot.com/
Präsentationen
Die Installation Of All The People In All The World veranschaulicht und belebt formal abstrakte Zahlen und Statistiken unter Verwendung von Reiskörnern. Ein Reiskorn symbolisiert einen Menschen.
Das Performance Team wiegt menschliche Statistiken aus und lädt SchülerInnen aus Mecklenburg-Vorpommern ein, ihre Fragen an die Globalisierung zu stellen, wie zum Beispiel: wie viele Ärzte gibt es im Verhältnis zu Soldaten auf der Welt; die Anzahl der täglichen Geburten, die Zahl der Kinder die täglich an Hunger sterben, die Zahl der Toten durch HIV etc.
Die sich täglich verändernde Reislandschaft gibt bewegende, schockierende, geistreiche und provokante Einsichten in einer fast feierlich oder sakral zu nennenden Form.
Michael Jacksons Schuhgröße, Brad Pitts Scheidungsgründe, das seelische Befinden von Mooshammers Hund. Gegoogelt in drei Sekunden. Internet, Kabelfernsehen und Mobiltelefone schaffen einen Informationsinfarkt, der die eigenen Fragen an die Welt lahm legt. Dagegen hat Stan's Café ein homöopathisches Kunstmittel erfunden – mit einer riesigen Weltlandschaft aus Reis. Jeder einzelne der ca. 6,4 Milliarden Menschen – ob er Bush, Bin Laden, Häberle, Müller oder Rice heißt – wird durch ein Reiskorn dargestellt. Die Fragen und Antworten des Publikums gestalten eine neue Sicht auf die Welt in einer täglich wachsenden Landschaftsskulptur aus Reis. Die Antwort wird in Reiskörnern ausgewogen und einem Ritual folgend in der Installation platziert.
CO2-Emissionen verschiedener LänderDie Landkarte aus Reis steckt voller merkwürdiger Überraschungen und schockierender Entdeckungen über den Heimatplaneten und seine BewohnerInnen.
Die Installation folgt den Fragen, die Kinder und Jugendliche an die Globalisierung haben. Sie werden vorab in Schulen erarbeitet. Kooperationspartner: St. Marienkirche Rostock, Pastor Tilman Jeremias. http://www.stanscafe.co.uk/
Zäune, Beobachtungsposten … Francis Zeischegg, Berlin Wildgatter 2004 ist ein Raumzitat aus der Forstwirtschaft. Der Überstieg ist eine Forsteinrichtung. Ohne Tore und Türen kann der Förster in jedes Gehege gelangen. Mit dem Überstieg will die Künstlerin den Prozess des Übergangs demonstrieren. Das Video Wildgatter unterstreicht die Handlung des Hinüberwechselns sehr eindrucksvoll. Da nicht deutlich wird mit welchem Ziel und Zweck die Protagonisten des Nachts mittels des Überstiegs von einer Seite des Zauns auf die andere wechseln, bleibt den BesucherInnen nur das Metrum der nachhallenden Schritte in den Ohren haften. Es macht bewusst, dass man ununterbrochen im Begriff ist, den Standort zu wechseln. In Anlehnung an die Arbeit Point of view, die ■ ART GOES HEILIGENDAMM als CI dient, installiert die Künstlerin einen mobilen Beobachtungsposten im öffentlichen Raum.
Rag bags ... Dodi Reifenberg, Israel / Berlin Dodi Reifenberg verwendet die Plastiktüte seit Jahren als künstlerischen Grundstoff. Er hat sie zu Collagen, Skulpturen, Kleidungsstücken und Landschaftskunstwerken verarbeitet. Seine Tütenkunst wurde in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Die Präsentation der Meisterwerke des MoMA brachte ihn auf die Idee, die Schmuckstücke der modernen Kunst in einem armen, subalternen Material nachzuschöpfen – eben der Plastiktüte. Nicht um die Meisterwerke herabzusetzen, sondern um zu beweisen, dass ihre
Schönheit und Einzigartigkeit auch in verfremdeter Form weiterlebt. Die synthetische Tüte hat für Dodi Reifenberg ein eigenes Leben. Er recycelt diese modernen Verpackungen, indem er aus ihnen Kunstwerke schafft. Sie lassen sich ganz einfach falten, knittern, knoten, reißen, schneiden, schmelzen und brennen. Rags-Bags, „Lumpentüten“, heißt seine Installation für ART GOES HEILIGENDAMM, in der unzählige Plastiktüten an den Zaun geknüpft eine bewegte farbige Skluptur bilden, eine Metapher für den globalen Welthandel und äquivalentes Symbol sowohl der "Ersten" als auch der sogenannten "Dritten Welt". http://www.dodireifenberg.com/
Love Sum Game … Eytan Heller, Jerusalem ‘Love Sum Game’, aufgenommen in Abu Dis (Ost Jerusalem), zeigt ein Tennis Match über die Teilungsmauer zwischen den autonomen palästinensischen Gebieten und Israel hinweg.
Im Gegensatz zu den üblicherweise transparenten Tennisnetzen, verhindert die Mauer jegliche Form der Sicht und ihre monumentale Höhe agiert als Barriere für beide Seiten, auch in Bezug auf Austausch und Dialog. Das Spiel spiegelt die absurde Situation, der die Bevölkerung und ihre Nachbarschaft durch die Teilung ausgesetzt sind. Sie läßt nur ahnen, was auf der anderen Seite der Straße zeitgleich passiert.
Der Film wurde möglich durch jahre lange Kooperation und den Dialog örtlicher palästinensischer Aktivisten und der Organisation ‘Artists Without Walls’. ‘Love Sum Game’ ist der erste Teil einer Triologie.
Frontier Clothes … Azra Aksamija, Sarajewo/Wien Die bosnisch-österreichische Künstlerin Azra Aksamija beschäftigt sich mit der Entwicklung von Kleidungsstücken als "tragbare Architekturen" die sich mit religiöser und kultureller Identität im Zeitalter der Globalisierung auseinandersetzen. So entwickelte Aksamija eine "Frontweste” die dem/der TrägerIn zugleich muslimische, jüdische und christliche Religionsausübung im öffentlichen Raum erlaubt. Das Kleidungsstück kann sich in einen Talit (jüdischer Gebetsschal) oder in einen islamischen Gebetsteppich verwandeln. Durch die ständige Metamorphose der Weste wird ein religiöser Raum temporär definiert, dessen Grenzen sich aber nach Veränderung des Kleidungsstückes wieder auflösen bzw. neu definiert werden. So werden Unterschiede, aber auch die gemeinsamen Wurzeln und kulturellen Traditionen der drei monotheistischen Weltreligionen an einem hybriden Kleidungsstück erlebbar: eine Metapher für die Sehnsucht nach Verständigung in ihrer multi-ethnischen Heimatstadt Sarajevo, aber auch für das Leben von MigrantInnen oder religiösen Minderheiten weltweit. Die Ausstellung zeigt auch Dirndlmoschee, Frontweste und Anzugsmoschee.
Solo für Ramallah … Andreas Rost, Berlin Die Bilder von Andreas Rost stehen zwischen den Kategorien. Sie sind keine Reportage- oder Dokumentarfotografien im klassischen Sinne, fügen sich auch nicht bruchlos in den Kunstkontext ein. Die Methode basiert auf Beobachtung und Verdichtung zu evokatorischen Konstellationen des Augenblicks. Sie scheut nicht die Direktheit, um Konflikte zu verdeutlichen. Für seine fotografischen Arbeiten geht der Künstler auf die Straße. Solo für Ramallah entstand während einer Reise nach Palästina; seit 2003 gibt der Berliner Künstler Workshops im Rahmen des Progamms Europäische Verständigung mit dem Islam des Auswärtigen Amtes in Algier, Kairo, Isfahan und Ramallah.
Das Video Solo für Ramallah ansehen bei directors lounge
Black Sea Files … Ursula Biemann, Zürich
Video Essay in 10 Parts: Files 0-9 | 34'
Die Black Sea Files sind territoriale Forschungen zur Geographie des kaspischen Erdöls, der ältesten Erdölgewinnungsregion der Welt. Eine riesige unterirdische Pipeline wird schon bald Rohöl aus dem kaukasischen Boden für den Westen abpumpen. Wie ein roter Faden zieht sich der Anschluss, der die Ressourcen mit dem globalen hightech Erdöl Zirkulationssystem verbindet, durch das Video. Allerdings ist die Erzählung keineswegs linear. Das Video umgeht die Hauptakteure der Region und erhellt eine Reihe von sekundären Rahmen. Im Fokus stehen Erdöl-Arbeiter, Bauern, Flüchtlinge und Prostituierte, die entlang der Pipeline leben, und die zu einer breiteren humanen Geographie beitragen. Die Berichte machen deutlich, wie mächtig die Erdölkorporationen und Politiker wirklich sind.Basierend auf Feldforschung, wie sie etwa AnthropologInnen, JournalistInnen und GeheimagentInnen praktizieren, kommentiert Black Sea Files die investigative Kunstpraxis sowie die Art und Weise, wie Informationen und visuelle Daten aufgespürt, verbreitet oder vorenthalten werden. Die BSF sind Teil des visuellen Forschungsprojekts B-Zone von Ursula Biemann, Angela Melitopoulos und Lisa Parks.
migration–audio–archive … Sefa Inci Suvak und Justus Herrmann, Köln
Das migrations-audio-archiv ist eine Sammlung von hörbaren Migrationsgeschichten von inzwischen 100 Frauen und Männern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. In dem wachsenden Audioarchiv werden die Geschichten für die Öffentlichkeit ‚aufgehoben' und erfahrbar. Wie und warum sie nach Deutschland gekommen sind, wie sie empfangen und aufgenommen wurden - und wie sie sich zurechtfanden und finden. Die MigrantInnen erzählen dadurch ein Stück Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: subjektiv, persönlich, authentisch, über die Ursachen und Motive ihrer Emigration oder Flucht.
Migrations-Audio-Archiv hören
Stitching the wound … Arahmaiani, Yogjakarta, Indonesien
Arahmaiani’s Bangkok Projekt Stitching the Wound fokusiert auf die Erforschung muslimischer Themen der Marginalisierung, Identität und Kommunikation am Beispiel der Seidenweberinnen der Baan Krua Community des Jim Thompson House in Bangkok. In enger Zusammenarbeit mit den muslimischen Frauen hat die Künstlerin eine Performance entwickelt, die sich gegen die Stereotypen und Vorurteile zwischen Moslems und Nicht-Moslems richtet, die oft in der Region und über ihrer Grenze hinaus für Angst und Missverständnisse verantwortlich sind. In ihrer schwebenden Installation verwendet Arahmaiani arabische Schriftzüge aus Seide.
Portrait Arahmaiani von universes-in-universe.de
M8 - Summit of Micronations … YKON, Helsinki
YKON: Sasha Huber, Tellervo Kalleinen, Oliver Kochta-Kalleinen, Tomas Träskman und Petri Saarikko, ist eine in Helsinki lebende KünstlerInnengruppe, der es um die Utopie der "Mikro-Nationen" - utopischer Gemeinschaften Gleichgesinnter, die unabhängig von den etablierten Machtstrukturen agieren wollen, geht. An Mikronationen faszinieren YKON vor allem die zahlreichen Referenzen, die in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Modellen alternativer Gesellschaftsentwürfe zu finden sind. Von utopischen Gemeinschaften bis hin zu räumlichen Aneignungsstrategien reichend kann diese Form der Kritik mit do-it-yourself Anspruch für nahezu alles angewandt werden. Für erfundene Königreiche, Modelstaaten, Cybertopien, Freiheitsoasen oder real existierende Miniaturstaaten, deren Intentionen dennoch eine gemeinsame Basis haben: eine autonome Zone zu etablieren, die die Strukturierung von ideologischen und/oder räumlich festgeschriebenen Grenzen dekonstruiert. In einer Mischung aus spielerischem und informativ-dokumentarischem Zugang werden politische und gesellschaftliche Realitäten, die in komplexen Clusters wie Nationen, Nationalismen, Autoritäten oder Demokratiedebatten eingeschrieben werden, beleuchtet.
reale reste … bankleer (Karin Kasböck, Christoph Leitner), Berlin Reale reste ist ein Versuch, zentrale Aspekte aus Slavoj Zizeks Werk "Die Tücke des Subjekts" auf das Phänomen‚ des Vordringen der Wirtschaftsmacht in die Gesellschaft hin anzuwenden. Wenn die Statistiken voll sind, kehren die Ausgeschlossenen wieder. Ihre Suche nach Erlösung bringt sie zurück an die Orte ihres symbolischen Todes. Mit Urbildern des Zombiemotives, das von Homers Odyssee über Haiti-Voodoo bis zu Hollywoodproduktionen Eingang ins kulturelle Gedächtnis gefunden hat, suchen wir die direkte Konfrontation mit der wahren Allgemeinheit. Reale reste will sichtbar machen, was in der alles einbeziehenden Post-Politik ausgeschlossen bleibt (Agamben/Rancière) und wie diese ausgeschlossene Dimension in neuer Weise politisch verwirklicht werden kann. Weiteres zu reale reste
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Beautiful World … Typofilm, Mieke Gerritzen, Amsterdam Wiederholung, Sampling und visuelles Branding sind die Techniken, mit denen die Grafikdesignerin Mieke Gerritzen in Zusammenarbeit mit dem Philosophen Henk Osterling, dem Medientheoretiker Geert Lovink und dem Designer und Künstler Koert van Mensvoort ihren Typo-Film Beautiful World strukturiert hat. Die schiere Masse an durchgestalteten Zitaten und grafischen Icons, die auf den Betrachter einflutet, überfordert ihn und versetzt ihn in einen quasi-psychedelischen Zustand. In sechs Kapiteln kommen u.a. Theodor W. Adorno, George Soros, Jeremy Rifkin, Gilles Deleuze, Slavoj Zizek und Saskia Sassen zu Wort, die von einem wilden, aber präzise abgestimmten Musikmix teilweise unterstützt, teilweise konterkariert werden. Thema von Beautiful World ist der intellektuelle Genuss, den die globalisierte Welt mit sich bringt und die gleichzeitige Gefahr, dass die vorhandenen Möglichkeiten des Zugangs zu Wissen und Kultur durch die fortschreitende Durchökonomisierung der Welt eingeschränkt oder gar beseitigt werden. In Kooperation mit Hartware MedienKunst Verein Dortmund.
Rainer Görß: logolog, Berlin Das Video ist Teil des Künstlerprojektes „Mnemotop" in dem eine Berliner Gießerei seit 1995 als „reale Betriebsfiktion“ zwischen Fakt und Fiktion weitergeführt wird. Die Logik des Logos ist ein Krieg um Aufmerksamkeit, in dem die Ressource Aufmerksamkeit im Lärm der Markengefechte, im Gewirr feindlicher Übernahmen, in gestalteter Inflation der Information verbrannt wird. Die Gesellschaft steht zunehmend unter Markenzwang. Medien, Wirtschaft, Politik, Religion und Kunst sind Produzenten und Konsumenten des Phänomens der Marken-Produkt-Gesellschaft. Das Video von Rainer Görß fragmentiert zunächst unterschiedlichste Dokumente, enzyklopädische Materialen, Archivalien und Artefakte, um sie dann in einer medialen Collage zu verdichten. Eine Geschichte deren Fragen vom Heraldikschild über die Logoevolution bis zu globalen Marken-Multi-Strategien führt. Das Projekt Mnemotop ist gefördert vom Hauptstadtkulturfond.
Steps for the future … Day Zero, Don Edkins, Cape Town Der Südafrikaner Don Edkins produziert Dokumentarfilme, um im Publikum Diskussionen auszulösen. In seinem jüngsten Film, in dem sein Sohn die Regie führt, lässt er HIV-Infizierte aus Lesotho von ihrem Leben erzählen und fängt die Reaktionen darauf ein. So erreicht er, dass auch heikle Themen zum Gegenstand offener Debatten werden. Daneben initierte er den Wettbewerb democracy und ist am Projekt steps for the futurebeteiligt. Steps for the Future ist eine Gemeinschaftsproduktion zahlreicher FilmemacherInnen, RedakteurInnen, Einzelpersonen und Organisationen verschiedenster Nationalitäten, eine einzigartige Filmreihe ungewöhnlicher Geschichten über Menschen und ihr Leben mit HIV/AIDS: positiv, provokativ, humorvoll, mutig.
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Theater goes Heiligendamm
Sophiensaele goes …
Unter dem Titel Demonstranten, Passanten gibt es einen G8 Live-Stream Heiligendamm-Berlin. Mitzuerleben ist ein Sponti-Doku-Talk mit Lajos Talamonti und Andreas Liebmann. Die Grossdemonstration am 2. Juni in Rostock ist einer der wichtigsten öffentlichen Kommentare zum unmittelbar danach beginnenden G8-Gipfel. Als Teilnehmer und künstlerischer Forscher wird sich Andreas Liebmann unter die Demonstranten mischen, dokumentarisches Material aus seiner Subjektive aufnehmen und mit den Demonstranten und Passanten Gespräche führen. Zur selben Zeit ist Lajos Talamonti in Berlin und verfolgt das Ganze aus der Ferne.
Im Live-Stream-Talk um 23:00Uhr in den Sophiensaelen Berlin und der Silver Pearl in Rostock werden sie die Lage erörtern. Filmmaterial aus der Demo wird eingespielt und zusammen mit der Parallelwelt in Berlin analysiert.Im virtuellen Gesprächsraum vernichten Liebmann und Talamonti den trennenden Raum zwischen Berlin und Heiligendamm, zwischen Zaun-In-und Outsidern und fragen sich, welche von denen, die zusammengehören, auch wirklich zusammengehören wollen, bzw. wie die, die zusammen sind, zusammen sind.
www.powerpuppen.blogspot.com
www.sophiensaele.de
www.ersatzverkehr.net
die Grenze: die Entfernung: der Unterschied … Dietmar Mues und sonorfeo, Hamburg Ein Live-Hörspiel nach dem Roman "Das dritte Buch über Achim" von Uwe Johnson, für eine Stimme, zwei Live-Musiker und einen Fahrradrahmen. Die Grenze: die Entfernung: der Unterschied geht es um die deutsche Teilung. Was war und was ist, woraus besteht, welchen Sinn hatte diese Grenze? Wo sind diese Grenzen auch heute noch spürbar?
Global Heros
SchülerImprovisationsTheater Impro Deutschland e.V.
Das Projekt findet in drei Laboratorien statt und wird vorbereitet in einer Kick-Off-Veranstaltung und einer angeleiteten Vorbereitungsphase. Kick-Off und Laboratorien werden zusammengefaßt in einer zentralen Abschlußshow. Jedes Laboratorium besteht aus: je einer Schulgruppe aus Mecklenburg-Vorpommern, Unterrichtskooperation mit den Fächern Darstellendes Spiel und Politische Bildung; vier Improvisationsschauspieler, je einer aus den Ensembles La Gata (Bogotá, Kolumbien), Over the Edge (ZHarare, Simbabwe), Crumbs (Winnipeg, Kanada) und Die Gorillas (Berlin). Wichtig ist dabei der Bezug zur eigenen Wirklichkeit bei den Inhalten und Thematiken des G8-Gipfels sowie die Begegnung und das Zusammenspiel mit professionellen Improvisations-SchauspielerInnen aus Kolumbien, Simbabwe, Kanada und Deutschland.
Das Berliner Improvisationstheater Die Gorillas veranstaltet vor Ort in Rostock eine interaktive Show, die mit theatralen Mitteln in die Themenstruktur und die Hintergründe zur G8 (Geschichte, Struktur) sowie zu den Themen des G8 Gipfels 2007 in Heiligendamm einführt, in einer zweiten Phase wird dies fächerübergreifend verknüpft. Die SchülerInnen erarbeiten nach einem Einführungsworkshop Die Gorillas Methoden der theatralen Improvisation.
Drei Laboratorien in Form von gemeinsamen Wochenend-Workshops mit je einem Schauspieler der Ensembles und der drei SchülerInnengruppe treten in einen szenischen improvisierten Dialog zu den Kernthematiken des G8-Gipfels. Es geht um die persönlichen Alltagserfahrungen aller Beteiligter und die 'Welten' des Gegenübers, um Erfahrungen, Meinungen, Vorurteile, Ängste, Hoffnungen der SchülerInnen aus Mecklenburg-Vorpommern im Angesicht der globalen Entwicklungen, die auf dem G8-Gipfel verhandelt werden. Welche Beobachtungen, Erfahrungen, Berichte bringen die SchauspielerInnen aus ihren Heimatstätten Harare, Bogotá, Winnipeg und Berlin mit?
Stories Under the Occupation … Al Kasaba Theatre, Ramallah
Al Kasaba-Theater präsentiert mit dem Stück 'Stories under the Occupation' im großen Haus des Volkstheaters Rostock ihre Deutschlandpremiere. Das zehnköpfige Ensemble
Al Kasaba-Theater und -Cinemathek ist eine 1970 in Jerusalem gegründete Nichtregierungsorganisation, die sich auf Kultur spezialisiert hat. Ihr Aufgabenfeld umfasst die Aktivierung des kulturellen Lebens in Palästina und die Förderung des Austausches zwischen lokalen, arabischen und internationalen Kulturfeldern. Das Al Kasaba inszeniert eigene Theaterstücke und veranstaltet Vorstellungen und Aktivitäten, sowie Workshops in allen Künsten und für verschiedene Sektoren der Gesellschaft. Es ist der einzige professionell ausgestattete Veranstaltungsort dieser Art in den gesamten Palästinensergebieten.
Workshop | Lectures goes Heiligendamm
■ ART GOES HEILIGENDAMM ist an einem "Zwischen den Gewissheiten" interessiert, an Ambivalenz, in der sich die Textur der veränderten Welt spiegelt.
Kunst und globale Ökonomie ... Rudolf zur Lippe, Hude/Berlin
Als die Theorien des Marktes entstanden, eine Lehre des Vorteils und der Förderung für alle, begründete Immanuel Kant auf dem freien Handel zwischen den Völkern seinen Entwurf vom "ewigen Frieden". Allseitiges Aufblühen und allseitige Abhängigkeit. Das müßte auch heute nicht falsch sein. Die Globalisierung ist jedoch in sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und unter großem Machtgefälle faktisch zugleich ein System der Bedrohungen: Gewalt wird besonders in drei Richtungen ausgeübt: Alle Lebens- und Wirtschaftsformen werden einem gewaltigen Druck zur Industrialisierung unterworfen mit den Strategien von Kapital und Profit. Beziehungs- und Bedingungsgefüge in den Gemeinwesen, in der Natur und im Zusammenleben beider werden für Partialinteressen zerstört. Wissenschaften und Recht werden dafür instrumentalisiert. Sogar Militär wird eingesetzt, z.B. in Basen an den großen Wasserreservoirs der Erde. Gemeingüter der Menschheit Wasser, Luft, Atmosphäre, nicht zuletzt Wissen werden Partialinteressen ausgeliefert. Die Möglichkeit gemeinsamen Reichtums der Menschheit mit der Vielfalt von Kulturen, Geschlechtern und Arten ist zugleich überlebensnotwendig.
Das Bangalore Phänomen ... Lawrence Liang, Bangalore
Lawrence Liang ist indischer Rechtsforscher und Rechtsanwalt chinesischer Abstammung. Er lebt in der Stadt von Bangalore und ist mittlerweile für seine Rechtskampanien von öffentlichem Interesse. Als Gründer des Alternate Law Forum und tritt Liang seit 2006 als prominenter Sprecher gegen Konzepte wie intellectual property auf.
Unitednationsplaza, Berlin
Unitednationsplaza ist Austellung als Schule in Form von Bildungs-Seminaren in Zusammenarbeit mit ca. 60 KünstlerInnen, AutorInnen, TheoretikerInnen und einem breiten Publikum. Der Tradition der Freien Universitäten zufolge sind fast alle Veranstaltungen für Interessenten offen. Dadurch kann unitednationsplaza als Forschungsinstitut oder "Küche" fungieren, die öffentliche Ereignisse, Publikationen, Symposien u.v.A. in Bezug auf zeitgenössische Kunst, Politik und kritische Theorie entwickelt. Derzeit ist politische Engagement in der bildenden Kunst kaum vorhanden, nicht nur aus Apatie oder aufgrund prekärer Arbeitsbedingungen, die zu wenig Raum für Engagement lassen würden, sondern weil die Gesellschaft sich weitestgehend in einer hilflosen Situation befindet. Insgesammt resoniert dies alles auf eine Art und Weise mit dem was Martha Rosler mit "dem Tief innen angelegten messianischen Streben jedes Künstlers" bezeichnet. Sie beruft sich dabei auf die Sehnsucht, die Künstler in sich tragen, einen social transformativen Effekt zu haben. Diese Kombination hat eine Reihe Seltsamkeiten mit sich gebracht, darunter leidenschaftliche Lippenbekenntnisse zu Aktivismus und politische Veränderung.